Grillfest → Wasserfälle, Abenteuer, Lebensgefühl

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Sie haben bereits viel gelernt und Sie wissen noch manches mehr, aber jetzt erfahren Sie endgültig Neues. Jetzt beginnt die Lektion, in der

das Wasser fällt
das Leben gefühlt
und die Abent ganz Euer sind!

Und das ist etwas Brandneues für Sie!

Jetzt beginnt mit Lug & Trug die lang ersehnte Lektion, in der vorrangig die Wunsch- vor der Traumerfüllung steht; die Lektion, in der endlich jeder sein kann, was tausendmal gesagt worden ist.

Man kann in dieser Lektion ungehindert so tief schürfen wie man möchte, aber das Gold wird nur dem zuteil, der gerecht ist. Man kann hier die Wände nach der Wahrheit abklopfen und die Reden wenden von außen nach innen und von oben nach drunter, frei von der Leber weg die schmutzigsten Geschäfte an der richtigen Nase führen durch dick und klein über krumm oder kurz.

Das ist eine Lektion nach Herzenslust der Feinde, bei denen die Ströme auf- und abfließen. Man kann hier allen fünf Geraden freien Lauf lassen und die Rösser durchbrennen lassen. Wenn man durchaus will, hängt der Himmel voller Jungfrauen und alter Männer, getröstete Meister fallen aus trüben Tassenwolken und Äpfel wachsen weiter als der Stamm. Das Mehl wird nicht mehr klumpig, der Ofen nicht kremig, die Hölle ist los auf freier Wildbahn und man bekommts in den entlegensten Kammern und verrecktesten Winkeln auf spanisch-französisch-schwedisch und malaiisch säuisch viehisch und schweinisch.

Und man zahlt nur einen Hurenlohn für die Heidenarbeit unter Fürsten und Baronen. Man hat den Größten in der Hose und die Dicksten im Balkon.

Das ist so eine Lektion, die nie zu Ende geht, weil Jopezl, der blutige Laie, hier eine Schweigemauer baut, im berechtigten Interesse der Schwellenverängstigten und aller Drückeberger.


Auf alle Fälle: Sei kein Ziehkind, sei kein Schlappschwanz und keine Kameradensau, mein kleines Kompanieschweinderl – das bekommt dem Magen nicht gut und der Vater im Himmel hörts nicht allzu gern. Der hält die Augen verschlossen und spielt den Teilhaftigen mit den sanftmütigen Schafen, die durch den Fleischwolf müssen.

Erzähl keine Geschichten! Reite auf keinen alten Lügenmähren zur Gartentür herein, wenn sie auch jedem für ein freundliches Wort offen steht. Hüten Sie sich davor, mit den Armen das Brot zu teilen, wenn Sie unter Einäugigen der König sein wollen – das Schicksal des Bettelmönchs sei Ihnen ein Beispiel, der in den Westen aufbrach und im Süden ankam, sehr enttäuscht über die Läufte der Welt und seine schmerzenden Füße.

Seien Sie gewarnt vor allen heulenden Bojen, vor jammernden Katzen, die nichts als Eigenes bröteln. Seien Sie gewarnt vor Ihrem Schwert in der Scheide, dem Ochsen am Spieß und dem Pfeil im Schenkel des Heiligen.

Seien Sie gewarnt vor mir und seien Sie gewarnt vor Ihnen!

Lassen Sie sich gesagt sein, dass keine Spinne den Abend verlässt, dass Lob nur die Achillesferse trifft, und wenn Sie fremden Boden irrtümlich betreten, so streifen Sie sich die Füße mit tausend gewaschenen Wassern ab. Dass keine Röte über Ihr Gesicht komme und keine Blässe zur unrechten Zeit; dass Sie die Wege am Tage erleuchten und in den Nächten an Worten verdursten.

Schauen Sie zu, dass Sie immer und ewig der Erstebeste sein werden, dass nichts als Nattern aus Ihren Zungen sprechen, aber essen Sie den Kuchen stets zu Ende – die Katzen schlafen noch im Sack.

September 1991

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Wasserfälle, Abenteuer, Lebensgefühl || @ Bernhard Karlstetter